Bei einem traumatisches Ereignis (z.B. Verkehrsunfall, Naturkatastrophe, Überfall,  einmalig oder mehrmalig körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt, Vernachlässigung in den ersten Lebensjahren) kommt es zu einer Überstimulation der schutzgebenden Grenzen, die zu einem Gefühl von Unsicherheit, Überwältigung und Ausgeliefertsein führen. 

Fühlt sich ein Mensch bedroht, reagiert er sofort mit Innehalten in der momentanen Tätigkeit, mit Aufmerksamkeit. Dann versucht sein Gehirn zu unterscheiden zwischen Freund und Feind. Bleibt die Bedrohung erhalten, reagiert unser  unwillkürliches Nervensystem hierarchisch auf drei unterschiedliche Arten:

Zuerst erfolgt das soziale Programm, indem man bemüht ist Hilfe, Unterstützung und Trost bei Menschen in der unmittelbaren Umgebung zu suchen. Kommt uns jedoch niemand zur Hilfe oder sind wir weiterhin in Gefahr, schalten wir auf das Kampf- oder Fluchtprogramm um. Wir versuchen dann gegen den Angreifer zu kämpfen oder fliehen an einen sicheren Ort. Schlägt auch dieser Versuch fehl - weil wir nicht schaffen zu fliehen, weil wir festgehalten werden oder eingesperrt werden-, versucht der Organismus, sich zu retten, indem er abschaltet oder so wenig wie möglich Energie verbraucht. Jetzt ist das Abschaltprogramm aktiviert - wir befinden uns dann in einem Zustand der Erstarrung.

 

Typische Merkmale des Kampf- oder Fluchtprogramms ist die Übererregung in Form von:

  • Schweißausbrüchen
  • Zittern
  • Hyperaktivität
  • Verspannungen
  • Schreckhaftigkeit
  • Gedankenchaos
  • geringer Impulskontrolle
  • Überwachheit
  • Veränderungen des Konzentrationvermögens
  • Schlafstörungen mit oder ohne Alpträumen.

Wesentliche  Kennzeichen des Abschaltprogramms ist die Untererregung  in Form von:

  • körperliche und emotionale Taubheit
  • Unterordnung
  • Erinnerungsverluste
  • Ohnmacht
  • Sprachlosigkeit
  • körperlicher Starre
  • Verlust der Selbstberuhigungsfähigkeit oder Urin- und Stuhlentleerung, 

Wesentliche Merkmale des Kampf-, Flucht- und Abschaltprogramms in Beziehungen zu Menschen zeigen sich in Form von:

  • immer wiederkehrende Streits bzw. Kommunikationsstörungen (z.B. in der Arbeit, mit den Kindern oder Partner)
  • Bindungsstörungen (z.B. Schwierigkeiten Bindungen einzugehen bzw. länger aufrecht zu erhalten, abrupte Beziehungsabbrüche, sich nicht nahe fühlen)
  • Schwierigkeiten in der Sexualität (z.B. ständig wechselnde Partner, Erektionsprobleme oder vermeiden Verletzlichkeit zu zeigen)
  • Verlustängste, anklammerndes oder überkontrollierendes Verhalten 
  • Überidealisierung (z.B. überhöhte Erwartungen an den Partner oder Therapeut*in)
  • Stoffliche oder Nicht-Stoffliche-Süchte (z.B. Leere und Taubheit fühlen oder ständig auf der Suche nach Kicks, die langfristig nicht befriedigend sind, selbstschädigendes Verhalten)

Die Über- und Unterregung  sind Überlebensstrategien des Organismus auf unnormale Situationen. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Körper und die Psyche gesund sind, und das Überleben sichern wollen.

Jeder Mensch, der ein traumatisches Ereignis einmalig oder mehrmalig durchlebt hat, wird auf diese oder ähnliche Weise reagieren!

Unsere Psyche braucht, ebenso wie unser Körper,  Zeit, mit den Traumafolgestörungen fertig zu werden. Das kann Tage, Wochen, manchmal Monate oder Jahre dauern und hängt von unseren Vorerfahrungen, Ressourcen und Selbsthilfemöglichkeiten ab!

 

Zur Verbesserung der Selbstregulation bzw. Resilienz gibt es vom Berliner Traumatherapeut-Kollegen Alexander Reich einige ausgewählte Methoden.  

 

Der Therapieablauf einer Traumasitzung wird im folgenden dargestellt.

 

Informationen über die Definition von Trauma und Dissoziation und über Trauma und Scheinerinnerungen können Sie hier kostenlos downloaden. 

 

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